Andere Länder, andere Sitten, andere Zubereitung!

Überall auf der Welt und in allen Bevölkerungsschichten wird Tee getrunken. In vielen Kulturen der Erde haben sich eigene Gewohnheiten entwickelt, wie Tee hergestellt, zubereitet, serviert und genossen wird.

 

Dogu – die japanische Teezeremonie – ihr Ursprung liegt in China

die traditionelle chinesische Zubereitung von Tees ist der Ursprung japanischer Teekultur.

In Japan wurde die Teezeremonie ganz penibel bis ins kleinste Detail weiter perfektioniert, während die Chinesische sich in der Bevölkerung tiefer als Lebensart verwurzelte.

Vermutlich stammen die Ursprünge der Teekultur im Matcha-Tee. Die getrocknete und zu Pulver gemahlene Pflanze für Matcha-Grüntee galt in der traditionellen asiatischen Medizin als Heilpflanze.

Buddhistische Mönche waren dabei von entscheidender Bedeutung, sie tranken Matcha Grüntee, um ihre Meditation zu unterstützen.

Die Lebensweise der Buddhisten war Vorbild für die Entwicklung der japanischen Teezeremonie. Man verband die Auffassungen über das tägliche Leben mit höchsten spirituellen und philosophischen Anforderungen zu einem Lebensweg, der bis heute als „Tee-Weg“ (Chado) weitergegeben und traditionell weitergeführt wird.

Die vier Prinzipien des Tee-Wegs gelten für den Umgang mit den Menschen ebenso wie für den Umgang mit den Tee Utensilien:

–        Wa steht für Harmonie. Harmonie zwischen dem Tee Zubehör und dem Gast: Der Gast soll beispielsweise einer zur Jahreszeit und dem bereiteten Tee passende Teeschale bekommen.

–        Kei steht für Respekt. Respektvoller Umgang mit den Gästen und mit dem Teezubehör.

–        Sei steht für Reinheit. Die geistige Reinheit spiegelt sich symbolisch in der sogfältigen Reinigung des Zubehörs vor und nach der Teezeremonie. Geistige Reinheit hat die gleiche Wichtigkeit wie die Reinheit der Tee Utensilien.

–        Jaku steht für die innere Ausgeglichenheit und Stille. Wendet man die ersten drei Prinzipien beständig an, stellt sich das Prinzip der inneren Ausgeglichenheit und Stille von selbst ein.

Die Gastfreundschaft steht im Vordergrund. Meist wird Matcha verwendet. Es wird aus Matcha-Trinkschalen getrunken.

 

Der Ablauf – die Grundlagen

obwohl die Tee–Zeremonie (Dogu) in Japan Natürlichkeit und Schlichtheit ausdrücken will, zeigt sich in der Vielzahl der verschiedenen Rituale ein bemerkenswertes Ausmaß an Perfektion und Vorbereitung.

Die japanische Teekultur wurde vom Zen-Buddhismus abgeleitet. Sie ist Teekultur in Perfektion. Penibel genau werden die zahlreichen festgelegten Handgriffe, Schritte, Zwischenschritte, Vorbereitungen, Nachbereitungen eingehalten, bis hin zur eigentlichen Teezeremonie.

Das trifft auf Gastgeber und Gäste gleichermaßen zu. Je nach Schule kann der Ablauf variieren. Die Grundlagen wie wir sie hier beschreiben sind jedoch bei allen gleich.

Der Ablauf der Teezeremonie wird hier nur in den wesentlichen Punkten dargestellt, da auch Vorbereitungsphase und Nachbereitungsphase in ihren einzelnen Schritten sehr genau definiert sind.

 

Die Vorbereitungsphase

wird eine Teezeremonie vorbereitet, so beginnt das bereits einige Tage vor der eigentlichen Teezeremonie. Die Gäste erhalten Einladungen bei einem kurzen Vorbesuch (Zenrei).

 

Die Ankunft der Gäste

die geladenen Gäste erreichen das Teehaus über einen Gartenpfad, der durch einen Ziergarten führt. Dieser Gartenpfad wird Roji genannt. Der Gang über den Roji symbolisiert die erste Stufe der Erleuchtung und das Ablegen des Alltags. Die wunderschön gestalteten Ziergärten strahlen Entspannung und Ruhe aus. Schreitet man über den Roji, lässt man den Alltag hinter sich, und bereitet sich auf die Teezeremonie vor.

Die Gäste nehmen im Warteraum des Teehauses Platz und werden vom Gastgeber mit heißem Wasser empfangen. Dieses Wasser dient auch zur anschließenden Teezubereitung.

Nun gehen die Gäste zurück über den Roji  und nehmen auf einer Gartenbank Platz, die Machiai genannt wird und als Wartebank dient.

Inzwischen befüllt der Gastgeber einen steinernen Wasserbehälter mit frischem Wasser und bereitet eine Schöpfkelle vor. Lautlos geht der Gastgeber zurück in den Teeraum.

Die Gäste kommen zurück in den Vorraum und reinigen sich nun Hände und Mund mit dem frischen Wasser. Symbolisch wäscht man bei diesem Ritual alles gesagte oder getane Übel ab.

Nun betreten die Gäste nacheinander den Teeraum. Der Teeraum wird Chashitsu genannt. Der Zugang zum Chashitsu ist oft nur knapp ein Meter hoch, sodass man hindurchkriechen muss. Diesen Kriecheingang nennt man Nijiriguchi. Verfügt das Teehaus nicht über einen Nijiriguchi, so wird der Teeraum voller Respekt und Demut dennoch auf Knien betreten. Dieses Ritual symbolisiert das Ablegen gesellschaftlicher Unterschiede.

 

Leichte Speisen werden serviert

als nächste Vorbereitung für das Teetrinken werden nun in mehreren Gängen (Kaiseki) Sake (Reiswein) und leichte Speisen serviert. Ist es Sommer, so legt der Gastgeber nun Holzkohlen auf ein Feuer, um das Teewasser später erhitzen zu können. Ist es Winter, legt der Gastgeber die Kohlen bereits vor der Ankunft der Gäste auf das Feuer, um den Raum auf eine angenehme Temperatur aufzuheizen.

Sind die Speisen verzehrt, begeben sich die Gäste zurück in den Warteraum und verweilen dort, bis ein Gong fünfmal ertönt. Der Gong bittet die Gäste in den Teeraum zurück. Die Türe des Teeraums wird mit einem leisen Geräusch geschlossen, was als Zeichen für den Gastgeber dient, um die fehlenden Utensilien für die Teezubereitung in den Teeraum zu bringen.

 

Die Utensilien einer japanischen Teezeremonie

die für die Zubereitung benötigten Gegenstände werden nun vom Gastgeber (Chajin) nach alter Schule mit größtem Respekt behandelt und in einer Art und Weise bereitgelegt, dass die Bereitung des Tees praktisch, perfektioniert genau und harmonisch ablaufen kann.

 

Eine Vielzahl an Gegenständen wird bei der japanischen Teezeremonie verwendet. Wichtige Utensilien sind zum Beispiel:

Natsume: Teedose für leichten Tee (Usu-cha)

Chaire: Teedose für starken Tee (Koi-cha)

Chawan: Die Teeschale, aus der der Gast trinkt

Chashaku: Ein Teebambuslöffel zur Portionierung des Matcha-Pulvers

Chasen: Teebesen aus Bambus zum Schlagen des Tees

Fukusa: Ein Tuch, meist aus Seide. Dient zur Reinigung mancher Utensilien zu Beginn der Zeremonie

Chakin: Ein kleines Leinentuch, um die Trinkschalen während der Zeremonie zu trocknen

Kama: Ein gusseiserner Wasserkessel

Hishaku: Mit diesem hölzernen Schöpflöffel wird das heiße Wasser aus dem Wasserkessel in die Trinkschalen gefüllt.

Futaoki: Untersetzer, auf den bei Bedarf der heiße Deckel des Teekessels gelegt wird.

Mizusashi: Das Frischwassergefäß

Kensui: In diesem Gefäß wird das Wasser aufgefangen, mit dem die Teeschalen während der Teezeremonie gespült werden.

Für viele Utensilien gibt es vorgegebene Formen und Muster und sind als Standard der japanischen Teezeremonie definiert. Teedosen für leichten Matcha haben andere Formen als Teedosen für starken Matcha.

Traditionelle grundlegende Formen und Muster werden seit Jahrhunderten weitergegeben.

Obwohl sich die Tee Utensilien oft augenscheinlich ähneln, gibt es große Qualitätsunterschiede.

Es gibt bei den Teeschalen von preiswerten einfachen Einstiegsmodellen bis zu sehr teuren Modellen, die berühmte Künstler hergestellt haben. Der Preis für solche Schalen kann dabei bei tausend Euro und höher liegen.

 

Das Teetrinken – der Teegenuss

zuerst wird den Gästen sehr starker Tee (Koicha) gereicht. Matcha-Pulver wird mit sehr wenig Wasser aufgegossen. Dieser Tee ist so dickflüssig, dass er gegessen anstatt getrunken wird. Da Koicha sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, wird dieser „Gang“ auch häufig übersprungen. Für Koicha wird Matcha von höchster Qualität verwendet, damit der Geschmack nicht zu bitter wird. Der europäische Gaumen würde diese Matcha-Paste trotzdem wohl eher als ungenießbar bezeichnen.

Nun müssen die Holzkohlen im Feuer neu platziert werden.

Im Anschluss wird der Aufguss des zweiten Tees zubereitet, der auch „schwacher Tee“ genannt wird. Oft wird auch mit diesem Tee-Gang begonnen. Der Gastgeber bereitet auf eine festgelegte Weise dünnen Tee (Usucha) zu und serviert diesen.

Dabei sitzt der Gastgeber auf seinen Knien vor dem Kohlebecken. Er nimmt den Schöpflöffel (Hishaku) aus dem Gebrauchtwassergefäß und legt diesen mit einem Untersetzter an die linke vordere Seite des Kohlebeckens. Der Gastgeber besinnt sich auf die Zeremonie, verneigt sich vor den Gästen und beginnt nun mit der Zubereitung.

Jeder Handgriff ist genau einstudiert. Zuerst positioniert er das Gebrauchtwassergefäß durch Rutschen auf Kniehöhe und stellt dann die Teeschale etwa 20 cm vor seinen Knien ab. Nun stellt er den Behälter mit dem Matcha-Tee zwischen Knie und Teeschale.

Der Teemeister nimmt aus seinem Obi (Gürtel) ein Tee-Tuch (Fukusa) aus Seide, faltet dies auf eine bestimmte Weise, reinigt damit die Teedose (Natsume) und stellt die Teedose links vor das Frischwassergefäß. Das Tee-Tuch wird erneut gefaltet, um den Bambuslöffel damit zu reinigen. Nun wird das Tee-Tuch auf den Teebehälter gelegt. Der Teebesen (Chasen) wird rechts daneben gestellt.

Nun rutscht der Teemeister die Teeschale nach vorne, nimmt mit der rechten Hand den Schöpflöffel und übergibt diesen in seine linke Hand. Mit der rechten Hand nimmt er nun den Deckel des Frischwasserkessels, lässt diesen auf dem Untersetzer (Futaoki) abtropfen und setzt ihn schließlich dort ab.

Im Anschluss nimmt er ein weißes Tuch aus Leinen (Chakin) und legt es auf den Deckel des Kessels. Das Wasser im Kessel hat eine Temperatur von 60 – 80 °C und wird nun mit dem Schöpflöffel in die Teeschalen gefüllt. Der Bambusbesen für die Teezubereitung wird in das heiße Wasser in die Teeschale getaucht, darin geschmeidig gemacht und auf Funktionalität überprüft. Die Teeschalen sind dadurch bereits angewärmt. Das Wasser wird im Anschluss in den Gebrauchtwasserkessel gegossen. Die Teeschalen werden dann mit dem weißen Tuch gesäubert und getrocknet.

Der Gastgeber fordert nun die Gäste auf, die servierten Süßigkeiten zu essen. „Dōzō okashi o“ bedeutet übersetzt: Bitte nehmen Sie von den Süßigkeiten.

In der Zwischenzeit nimmt der er den Teebehälter mit dem Matcha-Tee und legt den Deckel des Behälters vor sein rechtes Knie. Er gibt mit einem Bambuslöffel den Matcha-Tee in eine Teeschale und übergießt das Pulver mit heißem Wasser. Nun schlägt er den Tee mit einem Bambusbesen so lange, bis der Tee schaumig ist.

Ist mehr als ein Gast anwesend, reicht der Teemeister zuerst dem Hauptgast die Teeschale. Der Gast nimmt die Schale mit einer Verbeugung an. Durch eine Geste bietet der Hauptgast die Teeschale seinem Sitznachbarn an, der die Schale aber ablehnt und den Hauptgast den Vortritt lässt. Der Gast dreht die Teeschale zweimal in seiner Hand, um die Lippen nicht an der aufwendig gestalteten Seite der Schale anzulegen und trinkt die Schale in etwa drei Schlucken leer.

Der Gastgeber erhält die leere Teeschale zurück, reinigt diese und bereitet für den nächsten Gast Tee. Dies wird wiederholt, bis jeder Gast Tee getrunken hat. Über die gesamte Dauer herrscht absolute Stille.

Dieses Schweigen wird nach dem Teetrinken gebrochen, um Informationen über die verwendete Teesorte zu erhalten und die Tee-Utensilien zu bestaunen. Dazu bereitet der Teemeister eine „Gemeinschaftsschale“ Tee zu. Die Gäste trinken jeweils nur drei kleine Schlucke von dem Tee und geben dann die Schale an ihren Sitznachbarn weiter.

Nach einer kleinen Unterhaltung über das soeben erlebte Ritual klingt die Teezeremonie aus.